Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz 20. Oktober 2018 |
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Tagesordnungspunkt: | 5. Verschiedene Anträge |
Antragsteller*in: | LAG Landwirtschaft und Naturschutz (dort beschlossen am: 03.09.2018) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 17.10.2018, 11:29 |
Antragshistorie: | Version 1 |
V1NEU: GRÜNE Waldpolitik für MV: Gemischte Wälder, hohe Vielfalt, großer Nutzen
Antragstext
Leitbild bündnisgrüner Waldpolitik ist ein gemischter, stabiler und
ertragreicher Wald, der sich an die Veränderungen der Klimakrise anpassen
kann.Der Wald soll den maximalen gesellschaftlichen Nutzen hinsichtlich aller
Waldfunktionen erbringen. Diesem Leitbild entspricht nur der naturgemäß
bewirtschaftete Dauerwald mit einem permanenten Nebeneinander von Baumarten
verschiedenen Alters und Stärke. Diese Vielfalt bedeutet u.a. eine
Risikostreuung hinsichtlich schlechter werdender Klimabedingungen. Gegenwärtig
haben wir jedoch in MV noch überwiegend durch die Nachkriegsaufforstungen und
Kahlschlagwirtschaft geprägte Wälder. Ergänzt werden muss der bewirtschaftete
Wald durch ein ausreichendes Netzwerk nicht bewirtschafteter Flächen, die
Rückzugsräume für spezialisierte Arten bieten. Mecklenburg-Vorpommern besitzt -
vor allem bedingt durch seine Nationalparks - bereits eine Fläche von etwa 10%
ungenutzter Wälder, was im Bundesvergleich einen Spitzenplatz bedeutet.
Mit einem Waldanteil von etwa 24% ist Mecklenburg-Vorpommern ein waldarmes
Bundesland. Wegen der vielfältigen positiven ökologischen Wirkungen des Waldes
gerade in großräumiger Agrarlandschaft streben wir eine Erhöhung in Richtung des
Bundesdurchschnitts von 30% an. Dabei erkennen wir an, dass die Entwicklung der
landwirtschaftlichen Bodenpreise die Schaffung von Wald zunehmend schwieriger
macht. Die öffentliche Hand ist besonders in der Pflicht, landwirtschaftliche
Grenzertragsstandorte für eine Aufforstung zur Verfügung zu stellen.
Entsprechende Tausch- und Abrundungsverfahren finden unsere Unterstützung.
Die Schutz-, Erholungs- und Nutzfunktion des Waldes sind für uns gleichrangig.
Der naturgemäß bewirtschaftete Wald ist auch finanziell im Vorteil, indem Kosten
(Pflanzung, Pflege, Zaunbau…) minimiert und der Anteil wirtschaftlich wertvoller
Holzsortimente erhöht werden. Die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs Holz ist
grundsätzlich ökologisch vorteilhaft, weil Holz bis zum Ende seiner
Nutzungsdauer quasi CO2-neutral ist und die Herstellung von Holzprodukten in der
Regelviel weniger Energie und chemische Zusatzstoffe benötigt als Kunststoffe
oder Metalle. In der Forst- und Holzwirtschaft arbeiten in MV laut aktuellem
Landeswaldprogramm etwa 15.000 Menschen, und dies vor allem im ländlichen Raum.
Bundesweit arbeiten mit 1,1 Mio. mehr Menschen in dieser Branche als in der
Automobilindustrie, ohne dass eine vergleichbare politische Bedeutung erkennbar
wäre. Bei der Nutzung des Rohstoffes Holz hat eine ehrliche volkswirtschaftliche
Nachhaltigkeit für uns Priorität: Deutschland ist trotz seiner enorm hohen
verfügbaren eigenen Holzmenge Netto-Importeur und beschleunigt mit seiner
Nachfrage die Abholzung von Wäldern insbesondere in Osteuropa. Wir wollen einen
sparsamen und sinnvollen Einsatz des Rohstoffes Holz, um hier zu einem
Gleichgewicht zu kommen. Das gilt insbesondere für die energetische Nutzung von
Holz (Verbrennung), die sich in den letzten 30 Jahren etwa verfünffacht hat. Wir
befürworten den Gedanken der Kreislaufwirtschaft: In einer Kaskadennutzung kann
Holz erst stofflich und am Ende der Nutzungsdauer dann noch energetisch genutzt
werden. Eine nachhaltige Rohstoffbilanz verlangt es, sich vom Gedanken des
permanenten Wachstums und der Profitmaximierung zu verabschieden und den eigenen
Verbrauch den Möglichkeiten anzupassen!
Bei der Schutzfunktion der Wälder steht die Frage der biologischen Vielfalt im
Mittelpunkt. Ein ausreichender Anteil von Alt- und Totholz ist der entscheidende
Faktor hierfür. Wir wollen die Rechtsgrundlagen und die Förderrichtlinien - wie
in der Landwirtschaft - so umbauen, dass ökologische Zusatzleistungen noch
besser finanziell honoriert werden. Daneben stehen wir für eine Stärkung unserer
3 Nationalparks als Hotspots der biologischen Vielfalt und für eine Umsetzung
der Natura-2000-Richtlinie mit konkreten Regelungen statt wie bisher nur mit
unverbindlichen Handlungsempfehlungen. Insbesondere für den Schutz seiner alten
Buchenwälder trägt Mecklenburg-Vorpommern eine besondere Verantwortung.
Hinsichtlich der Erholungsfunktion stehen wir zum freien Betretungsrecht der
Wälder und wollen ein auch touristisch ausreichendes Netz an Rad- und
Wanderwegen schaffen. Das Reiten im Wald wollen wir außerhalb von Schutzgebieten
auf Wegen grundsätzlich erlauben und damit die bisherige Rechtslage umkehren,
nach der das Reiten im Wald nur auf besonders gekennzeichneten Wegen erlaubt
ist.
Etwa die Hälfte des Waldes in MV gehört laut Landeswaldprogramm privaten
Waldbesitzern. Hier liegt eine große Zersplitterung vor, so dass etwa 40.000
Waldbesitzern durchschnittlich 2 ha Wald gehören. Wir wollen die sinnvolle
Arrondierung (= Eigentumsabrundung) der Waldflächen z.B. mittels Tauschverfahren
fördern, um die Bewirtschaftung praktikabler zu gestalten. Unter anderem sind
Flurstücksgrenzen oft im Gelände nicht zu erkennen. Wir wollen die Waldbesitzer
hinsichtlich der Förderung mit den Landwirten gleich behandeln und zusätzlich
den Waldbesitz gänzlich von den Beiträgen zu den Wasser- und Bodenverbänden
befreien.
Wald im Eigentum des Landes bzw. der Landesforstanstalt darf bis auf
Splitterflächen (Eigentumsbereinigung) nicht privatisiert werden. Der Tendenz,
dass sich finanzkräftige Investoren ganze Landstriche zusammenkaufen, wollen wir
unter anderem so entgegenwirken. Der Landeswald soll künftig vorbildlich
naturgemäß bewirtschaftet werden. Die Landesforstanstalt soll auch zukünftig
Ansprechpartner in der Fläche bleiben; eine Verlagerung behördlicher Aufgaben an
die kommunale Ebene lehnen wir ab.
Wer einen stabilen, gemischten und sich selbst verjüngenden Wald als Leitbild
hat, kommt auch an einer Reform der jagdrechtlichen Regelungen nicht vorbei.
Nach wie vor gefährden überhöhte Schalenwildbestände (Rothirsch, Damhirsch, Reh,
an einigen Stellen auch Mufflon) durch ihren Verbiss die Entwicklung zu
naturnahen Wäldern, indem sie vor allem die aufwachsenden Laubbäume
zurückbeißen. Wir wollen die jagdrechtlichen Regelungen so modernisieren, dass
alle, die für den Wald von morgen handeln wollen, dies auch tun können. Dies
betrifft unter anderem eine Vereinfachung der Abschussplanregelungen und eine
sinnvolle Harmonisierung der Jagdzeiten.
Begründung
Schaffung einer Grundlagenposition für den Landesverband MV.
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